„Warum werde ich nicht schwanger?“ Diese Frage beschäftigt viele Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen und trotz regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft erleben. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann eine emotionale Belastung darstellen und vielfältige Ursachen haben. Was sich bei ungewollter Kinderlosigkeit tun lässt und wie Betroffene diese verarbeiten können, erfahren Sie hier!
Unerfüllter Kinderwunsch – ein Leben ohne Kind?
Sie wünschen sich ein eigenes Kind? Eine Familie zu gründen, ist für viele ein erklärtes Lebensziel. In der Vorstellung ist das recht leicht: Einfach auf Verhütungsmittel verzichten, ungeschützten Geschlechtsverkehr haben und schon erfüllt sich der Kinderwunsch. Wenn die Schwangerschaft dann allerdings auf sich warten lässt, haben viele Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit, Wut oder Trauer. Betroffene fragen sich: „Warum werde ich einfach nicht schwanger?“
Machen Sie sich bewusst, dass es normal ist, wenn Sie erst nach 6 bis 12 Monaten ohne Verhütung schwanger werden.1 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Unfruchtbarkeit, wenn eine Frau über einen längeren Zeitraum (ab circa 1 Jahr) trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht schwanger wird und das Paar somit ungewollt kinderlos bleibt.2
Diese Definition sagt jedoch nur wenig darüber aus, wie hoch die Chancen für eine Schwangerschaft tatsächlich stehen. Denn jede 3. Frau wartet länger als 1 Jahr darauf, dass sie schwanger wird.3 Bei einem gesunden Paar liegen die Chancen für eine Schwangerschaft bei 10 bis 30 Prozent (abhängig vom Alter), bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Zyklus ein Kind zu zeugen.3 Denn: Nicht bei jedem Mal Sex kommt es zu einer Befruchtung.
In Deutschland hat fast jedes 10. Paar im Alter von 25 bis 59 Jahren mit ungewollter Kinderlosigkeit zu kämpfen.4 Etwa 20 Prozent der Frauen eines Jahrgangs bleiben mit dem Ablauf der gebärfähigen Phase (15 bis 49 Jahre) kinderlos.5
Warum werde ich nicht schwanger? – Ursachen
Ein unerfüllter Kinderwunsch stellt Paare vor große Herausforderungen. Die emotionale Last kann erdrückend sein, wenn es mit dem Wunschkind nicht klappt, und sich auf andere Lebensbereiche ausweiten. Diese Erfahrung ruft womöglich nicht nur Schmerz und Trauer hervor, sondern auch Zweifel an sich selbst und an der Partnerschaft.
Umso wichtiger ist es, gemeinsam möglichen Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit auf den Grund zu gehen. Diese können tatsächlich vielfältig sein.
Körperliche Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch
Wenn Sie einen unerfüllten Kinderwunsch haben, kann das auf eine zugrunde liegende körperliche Ursache hindeuten. Nehmen Sie in einem solchen Fall medizinische Hilfe in Anspruch, um gemeinsam mit einer Frauenärztin* herauszufinden, warum es bei Ihnen zu keiner Schwangerschaft kommt. Folgende Hauptursachen können für die ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich sein:3,6
- Das Alter beeinflusst die Fruchtbarkeit. Bei Frauen nehmen die Qualität und Quantität der Eizellen mit zunehmendem Alter (ab 35 Jahren) ab. Auch bei Männern kann mit dem Älterwerden das Risiko für eine reduzierte Spermienqualität steigen.
- Eine eingeschränkte Funktion der Eierstöcke verursacht unter Umständen Probleme mit der Reifung der Eizellen.
- Hormonelle Störungen (wie hormonelles Ungleichgewicht, Probleme mit der Schild- oder Hirnanhangsdrüse oder Nebennierenrinde), Diabetes, Leber- oder Nierenprobleme sowie schwere Infektionskrankheiten nehmen in manchen Fällen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.
- Fehlbildungen der Eierstöcke können Unfruchtbarkeit begünstigen.
- Endometriose oder Verwachsungen an der Gebärmutterwand gelten ebenfalls als Faktoren, welche die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.
- Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien werden bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen. Eine unbehandelte Infektion kann unter anderem einen Verschluss der Eileiter verursachen.
Ungewollte Kinderlosigkeit: Äußere Faktoren
Wenn Sie nicht wissen, was Sie bei einem unerfüllten Kinderwunsch tun sollen, ist es auch empfehlenswert, den eigenen Lebensstil zu betrachten. Die Art und Weise, wie Sie leben, kann Ihre Fruchtbarkeit erhöhen, aber auch einschränken. Denken Sie zum Beispiel über folgende Aspekte nach – gerne zusammen als Paar:7,8
Stress: Der Zusammenhang zwischen Stress und Unfruchtbarkeit bei Paaren ist noch unklar. Die Forschungslage dazu ist widersprüchlich. Bei manchen Paaren klappt es trotz großer Stressbelastung schnell mit einer Schwangerschaft, während andere sensibel auf solche Phasen reagieren. Verschiedene stressige Lebenssituationen wie Arbeitsdruck, Arbeitslosigkeit, Überforderung, Prüfungen, Krankheits- oder Todesfälle sowie Konflikte in der Partnerschaft können den Einsprung unterdrücken und den Menstruationszyklus stören. Obwohl Stress nicht immer vermeidbar ist, gibt es Möglichkeiten, ihn zu reduzieren: beispielsweise durch Sport (kein Leistungssport) und Bewegung, Entspannungstechniken (wie Meditation, Yoga oder autogenes Training), Massagen sowie erholsamen Schlaf.
Psyche: Seelische Belastungen und emotionale Herausforderungen können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Innere Konflikte und Ängste führen unter Umständen ebenfalls zu Problemen mit der Unfruchtbarkeit.
Ernährung: Wenn Frauen weniger essen als ihr Körper benötigt, wechselt dieser in den Sparmodus. Das bedeutet, dass er den Stoffwechsel verlangsamt und nicht essenzielle Funktionen wie die Fortpflanzung herunterfährt. Schon nach 2 Wochen extremer Diät kann der normale Menstruationszyklus aussetzen, da das Gehirn keine hormonellen Signale mehr an die Keimdrüsen sendet. Sogar bei einer moderaten Diät mit nur 1.000 Kalorien pro Tag können Fruchtbarkeitsstörungen auftreten, selbst wenn Frauen ihr ideales Körpergewicht nicht unterschreiten. Besonders junge Frauen unter 25 Jahren sind anfällig für solche diätbedingten Störungen, da ihr Menstruationszyklus noch nicht so stabil ist wie später im Leben.
Körpergewicht: Frauen, die extrem unter- oder übergewichtig sind, können aufgrund von hormonellen Ungleichgewichten Zyklusstörungen entwickeln, die ihre Fähigkeit zur Empfängnis beeinträchtigen.
Ungesunde Lebensgewohnheiten: Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Frauen aus. Die Folgen sind häufig Störungen des Zyklus und eine eingeschränkte Fruchtbarkeit. Zusätzlich kann ein übermäßiger Konsum zu organischen Schäden führen. Nikotin nimmt Einfluss auf die Durchblutung der Fortpflanzungsorgane. Raucherinnen haben dadurch eine reduzierte Empfängnisrate und ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Wer Medikamente einnimmt, berät sich zur Sicherheit mit einer Ärztin, ob die Einnahme die Fruchtbarkeit beeinflusst. Eventuell erhalten Betroffene eine Alternative.
Umwelteinflüsse: Dauerhafter Lärm, wie er beispielsweise an manchen Arbeitsplätzen vorkommt, kann die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen. Zusätzlich nehmen unter Umständen Schadstoffe sowie Umweltgifte einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit, insbesondere da sich einige davon im Laufe der Zeit im Körper ansammeln können.
Harte körperliche Arbeit: Im Vergleich zu moderatem und regelmäßigem Training können intensive körperliche Arbeit oder extrem anstrengende sportliche Aktivitäten den Hormonspiegel von Frauen stören und somit ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinflussen.
Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch
Sie sollten wissen, dass sich die Fähigkeit zur Fortpflanzung im Laufe des Lebens verändert und nicht immer konstant ist. Sowohl junge als auch ältere Menschen durchleben aufgrund von emotionaler Belastung, körperlichem Stress oder einem ungesunden Lebensstil fruchtbare und unfruchtbare Phasen.
Um besser einschätzen zu können, was Sie bei einem unerfüllten Kinderwunsch tun können, erfolgt zunächst eine Abklärung der Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit. Die Diagnostik verfolgt 3 Fragestellungen:3
- Findet ein Eisprung statt?
- Wie gut ist die Spermienqualität?
- Sind die Eileiter durchlässig?
Neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung werden auch die Hormone im Blut bestimmt, ein Ultraschall durchgeführt, die Durchgängigkeit der Eileiter geprüft sowie eine mikrobiologische Untersuchung gemacht, wenn der Verdacht auf eine Infektion der Genitalien besteht.
Das Ergebnis der Diagnostik entscheidet über die Therapiemöglichkeiten. Die Entscheidung, ob und wann Sie eine Behandlung durchführen lassen wollen, liegt bei jedem Paar selbst. Eventuell ist es für Sie hilfreich, medizinische und psychosoziale Beratung in Anspruch zu nehmen, um sich den Entscheidungsprozess zu erleichtern.
Für eine gezielte Kinderwunschbehandlung sprechen Sie mit Ihrer Ärztin zu den Möglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin. Folgende Auflistung zeigt Ihnen einige davon:9
- Ovarielle Stimulationstherapie
- Samenübertragung (Insemination)
- Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
- In-vitro-Fertilisation (IVF)
- Einfrieren von Eizellen (Kryokonservierung)
- Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Eileiter (Refertilisierung)
Die Fortpflanzungsmedizin bietet Hoffnung für viele Paare, die Schwierigkeiten haben, ein Kind zu bekommen. Sie ist jedoch auch mit hohen Erwartungen an die medizinische Leistungsfähigkeit verbunden. Eine Behandlung zur Überwindung der Unfruchtbarkeit kann zeitaufwendig, anstrengend und belastend sein – das ist wichtig zu wissen. Trotz aller Bemühungen gibt es keine Garantie für den Erfolg. Tatsächlich bleibt etwa die Hälfte aller betroffenen Paare trotz reproduktionsmedizinischer Behandlung dauerhaft kinderlos.9
Ungewollte Kinderlosigkeit verarbeiten
Das Verarbeiten einer ungewollten Kinderlosigkeit kann herausfordernd sein und erfordert oft (professionelle) Unterstützung. Hier sind einige mögliche Ansätze:
Die Arbeit mit einer Psychologin oder Therapeutin, die sich auf reproduktive Gesundheit spezialisiert hat, kann Sie dabei unterstützen, die emotionalen Auswirkungen der ungewollten Kinderlosigkeit zu verarbeiten und geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Der Austausch mit anderen Paaren, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, hilft Ihnen womöglich, sich weniger allein und isoliert zu fühlen. Selbsthilfegruppen bieten oft einen sicheren Raum, um sich auszudrücken und Unterstützung zu erhalten.
Offene und ehrliche Gespräche mit dem Partner über Gefühle, Ängste und Hoffnungen im Zusammenhang mit der Kinderlosigkeit sind wichtig, um die Beziehung zu stärken und gemeinsam Wege zu finden, mit der Situation umzugehen.
Tun Sie sich selbst Gutes, indem Sie auf die eigene körperliche und emotionale Gesundheit achten. Wenn Sie regelmäßig Sport treiben, sich gesund ernähren und ausreichend schlafen, bauen Sie Stress ab und können Ihr Wohlbefinden insgesamt verbessern.
Auch wenn es schmerzt, überdenken Sie alternative Lebenspläne und setzen Sie sich neue Ziele, die nicht zwangsläufig mit der Elternschaft verbunden sind. Das kann Ihnen helfen, einen Sinn im Leben zu finden und sich auf andere Aspekte zu konzentrieren.
Jedes Paar ist verschieden und nicht jede Bewältigungsstrategie kommt für jeden infrage. Paare sollten ihre (gemeinsamen) Bedürfnisse berücksichtigen und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um die ungewollte Kinderlosigkeit zu verarbeiten.
Mit dem Wegfall von Verhütungsmitteln ist es normal, nach 6 bis 12 Monaten schwanger zu werden.1 Erst wenn ein Paar nach einem längeren Zeitraum (ab circa 1 Jahr) trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht schwanger wird, ist von Unfruchtbarkeit die Rede.2
Zu Beginn gibt es ein ausführliches Gespräch mit einer Fachärztin. Im Anschluss erfolgen die Diagnostik sowie medizinische Untersuchungen beider Partner, um mögliche Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit zu identifizieren. Im Anschluss besprechen Sie zusammen das weitere Vorgehen.
Die Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit sind vielfältig. Unter körperliche Ursachen fallen beispielsweise das Alter, hormonelle Störungen, Verwachsungen oder Endometriose. Auch äußere Faktoren wie Stress, Ernährung, Unter- oder Übergewicht und eine ungesunde Lebensweise spielen eine Rolle.
Auf dieser Seite werden aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet. Bitte beachten Sie, dass diese Formulierungen geschlechtsneutral gemeint sind und sich gleichermaßen auf alle Geschlechter beziehen.
1 Berufsverband der Frauenärzte e.V. Was ist Unfruchtbarkeit? Verfügbar unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/unfruchtbarkeit/was-ist-unfruchtbarkeit/ (letzter Zugriff: 22.02.2024).
2 World Health Organization (WHO). 2023. Infertility. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/infertility (letzter Zugriff: 20.02.2024).
3 pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. Bundesverband. Unerfüllter Kinderwunsch. Verfügbar unter: https://www.profamilia.de/themen/unerfuellter-kinderwunsch (letzter Zugriff: 22.02.2024).
4 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2020. Ungewollte Kinderlosigkeit 2020 Leiden – Hemmungen – Lösungen. Verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/161018/2027ee7422f420d004ebcb026bbb277b/ungewollte-kinderlosigkeit-2020-data.pdf (letzter Zugriff: 23.02.2024).
5 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Medizinische Ursachen. Verfügbar unter: https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/ursachen/medizinische-ursachen (letzter Zugriff: 23.02.2024).
6 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Individuelle Lebensweise als Ursache. Verfügbar unter: https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/ursachen/aeussere-faktoren/individuelle-lebensweise-als-ursache-147100 (letzter Zugriff: 23.02.2024).
7 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Individuelle Lebensweise als Ursache. Verfügbar unter: https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/ursachen/aeussere-faktoren/individuelle-lebensweise-als-ursache-147100 (letzter Zugriff: 23.02.2024).
8 Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Familienplanung. Verfügbar unter: https://www.schwanger-in-bayern.de/babywunsch/familienplanung/index.php (letzter Zugriff: 23.02.2024).
9 pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. Bundesverband. Kinderwunschbehandlung. Verfügbar unter: https://www.profamilia.de/themen/unerfuellter-kinderwunsch/behandlungsmoeglichkeiten (letzter Zugriff: 23.02.2024).