Die beeindruckende Welt des Zyklus der Frau
Der Menstruationszyklus ist ein spannender und komplexer Prozess, den der weibliche Körper jeden Monat aufs Neue durchläuft. Die verschiedenen Phasen sind von hormonellen Veränderungen und physiologischen Anpassungen geprägt. Doch der Zyklus ist weit mehr als nur ein biologisches Phänomen – er ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens von Frauen und spielt eine Rolle für die Gesundheit, die Fruchtbarkeit und das Wohlbefinden. Erfahren Sie mehr dazu!
Die Zyklusphasen im Überblick
Der Menstruationszyklus dauert typischerweise etwa einen Monat – bei den meisten Frauen sind es zwischen 25 und 30 Tage.1 Er beginnt am 1. Tag der Menstruationsblutung und endet am Tag vor der nächsten Menstruation. Während des Zyklus durchläuft der Körper der Frau 2 Phasen, die jeweils durch unterschiedliche hormonelle Veränderungen gekennzeichnet sind:
- Follikelphase: Sie beginnt mit der Menstruation; danach kommt die Proliferation, während der ein Follikel mit der darin enthaltenen Eizelle heranreift.
- Lutealphase: Sie wird auch Gelbkörper- oder Sekretionsphase genannt und endet mit dem 1. Tag der nächsten Periode.
Der Eisprung trennt die beiden Phasen voneinander.
Östrogen und Progesteron spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Menstruationszyklus. Diese weiblichen Geschlechtshormone werden hauptsächlich in den Eierstöcken produziert und haben Einfluss auf die Reifung der Eizellen, die Dicke der Gebärmutterschleimhaut und andere Veränderungen im Laufe des Zyklus. Auch das Wohlbefinden von Frauen während der Zyklusphasen wird von diesen Hormonen beeinflusst. Mehr zu den einzelnen Phasen und ihren Kennzeichen erfahren Sie im Folgenden.
Um ihren Körper besser kennenzulernen, sollte eine Frau die Phasen ihres Zyklus kennen. Das hilft auch dabei, bewusste Entscheidungen zu treffen, um Ihre eigene Gesundheit und Fruchtbarkeit zu unterstützen.
Menstruationsphase
Der Körper braucht täglich Schlaf, um sich zu regenerieren und gesund zu bleiben. Ähnliche Zwecke erfüllt die Periode: Während dieser Phase des weiblichen Zyklus stößt die Gebärmutter ihre oberste Schleimhautschicht ab. Dazu kontrahiert sie sich immer wieder, was viele Frauen als Unterleibsschmerzen spüren.2 Zusammen mit Blut fließt die abgestoßene Schleimhaut aus der Vagina und bildet die Periode. Sie dient dazu, die Gebärmutter von überschüssigem Gewebe zu befreien, damit in den nächsten Zyklusphasen der erneute Aufbau beginnen kann.
Frauen verlieren während der Periode über 3 bis 7 Tage insgesamt durchschnittlich 50 Milliliter Blut –die Menge entspricht in etwa einem doppelten Espresso.2,3
Follikelphase: Die Eizelle reift heran
Während der Follikelphase steht die Reifung der Eizelle im Vordergrund. Diese Phase ist durch eine erhöhte Produktion der Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und Östrogen gekennzeichnet.2 Unter ihrem Einfluss beginnen in jedem Zyklus mehrere Follikel zu wachsen, von denen einer dominant wird und sich schließlich zu einem reifen Follikel entwickelt.
Währenddessen wird die Gebärmutterschleimhaut unter dem Einfluss des Östrogens dicker und bereitet sich auf eine potenzielle Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. In den Tagen vor dem Eisprung öffnet sich der Gebärmutterkanal und der Zervixschleim verflüssigt sich, um ein Eindringen der Spermien zu erleichtern.2 Frauen bemerken das daran, dass die Beschaffenheit des Zervixschleims nun vergleichbar mit rohem Hühnereiweiß ist – durchsichtig und dehnbar.4 In den letzten Tagen der Follikelphase besteht eine hohe Chance, schwanger zu werden.5 Denn Spermien können im Körper der Frau bis zu 5 Tage verbleiben und darauf „warten“, dass der Eisprung stattfindet.5
Das Wissen um die Zyklusphasen und wie sie sich erkennen lassen, ist Grundlage für die natürliche Familienplanung. Diese Methode kann sich zum Beispiel für Paare mit Kinderwunsch gut eignen.5 Dabei beobachten Frauen bestimmte Parameter ihres Körpers genau, wie etwa die Körpertemperatur oder die Konsistenz des Zervixschleims, um ihre fruchtbaren Tage zu erkennen.
Eisprung: Der entscheidende Moment im weiblichen Zyklus
Der Eisprung ist ein zentraler Augenblick im Menstruationszyklus und markiert den Zeitpunkt, zu dem eine reife Eizelle aus einem Follikel im Eierstock freigesetzt wird. Dieser Prozess findet typischerweise in der Mitte des Zyklus statt und wird durch einen Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) ausgelöst. Der LH-Anstieg führt dazu, dass der reife Follikel im Eierstock platzt und die Eizelle freisetzt, die dann durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter wandert.
Die Eizelle bleibt in der Regel für etwa 12 bis 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig. Findet keine Befruchtung statt, stirbt die Eizelle ab.
1. Estradiol
2. LH (luteinisierendes Hormon)
3. Progesteron
4. FSH (follikelstimulierendes Hormon)
5. Menses
1. Estradiol
2. LH (luteinisierendes Hormon)
3. Progesteron
4. FSH (follikelstimulierendes Hormon)
5. Menses
Einige Frauen spüren den Eisprung als ein Ziehen im linken oder rechten Unterbauch.5
Lutealphase: Aufbau der Gebärmutterschleimhaut2
Die Lutealphase ist die letzte Phase des Menstruationszyklus und folgt unmittelbar nach dem Eisprung. Sie ist benannt nach dem Gelbkörper (Corpus luteum), der nach dem Eisprung aus dem Follikel entsteht, der die Eizelle freigegeben hat. Während dieser Phase produziert der Gelbkörper das Hormon Progesteron, das eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft spielt.
Unter dem Einfluss von Progesteron wird die Gebärmutterschleimhaut dicker, um eine ideale Umgebung für die Einnistung der befruchteten Eizelle zu schaffen. Gleichzeitig hemmt Progesteron den weiteren Aufbau von Follikeln und den Eisprung, um den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Der Gebärmutterhals verengt sich wieder und der Zervixschleim wird fester.
Wenn keine Befruchtung stattfindet, nimmt die Produktion von Östrogen und Progesteron gegen Ende der Lutealphase ab, was zu einem Rückgang der Hormonspiegel führt. Der Mangel an Progesteron löst schließlich die Menstruation aus und der Zyklus beginnt von Neuem.
Zyklus der Frau: Sport und Wohlbefinden
In den letzten Jahren gab es immer mehr Erkenntnisse dazu, wie sich der weibliche Zyklus auf das Wohlbefinden und die sportliche Leistungsfähigkeit von Frauen auswirken kann. Denn aufgrund der Hormonschwankungen ist der weibliche Körper jeden Tag ein wenig anders: Während er an einem Tag vor Energie nur so strotzt, herrschen an einem anderen Müdigkeit und trübe Stimmung vor. Das kann von Frau zu Frau aber auch unterschiedlich sein.
Vor allem für Leistungssportlerinnen, aber auch für ambitionierte Freizeitsportlerinnen, lohnt es sich, ihre Zyklusphasen im Trainingsplan zu berücksichtigen. Demnach scheint während der Follikelphase in erster Linie Krafttraining sinnvoll zu sein.6 Währenddessen funktioniert der Muskelaufbau wahrscheinlich besonders gut. Allgemein fühlen sich viele Frauen in der 1. Zyklushälfte aktiver und energetischer.
In der 2. Zyklushälfte kann es eher zu Unwohlsein kommen: Die meisten Frauen spüren in der Zeit vor der Periode leichte Beschwerden, die sie jedoch nicht stark beeinträchtigen. Etwa 20 bis 40 Prozent der Frauen leiden jedoch unter dem prämenstruellen Syndrom (PMS), das sie im Alltag spürbar belastet und sich unter anderem durch folgende Symptome zeigt:7
- Ziehen in Unterleib und Brüsten
- Schlaf- oder Verdauungsproblemen
- Heißhunger
- Rücken- oder Kopfschmerzen
- Wassereinlagerungen
Dazu kommen psychische Beeinträchtigungen: Manche Frauen fühlen sich müde und abgeschlagen, gereizt, lustlos oder depressiv.7
Achten Sie in dieser Zeit besonders auf sich und planen Sie jeden Tag bewusst kleine Pausen ein. Sie können zum Beispiel einen Spaziergang in der Natur planen, ein warmes Bad nehmen oder es sich mit einem guten Buch auf dem Sofa gemütlich machen.
Wenn der weibliche Zyklus aus dem Takt gerät
Zyklusstörungen können für Frauen äußerst belastend sein und sowohl physische als auch emotionale Unannehmlichkeiten verursachen. Zu den Zyklusstörungen gehören unter anderem:
- unregelmäßiger Zyklus
- Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe)
- Schmierblutungen
- schwache oder starke Perioden
- verkürzte oder verlängerte Zyklen
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Zyklusstörungen sind entscheidend. Zögern Sie daher nicht und suchen Sie Ihre Frauenärztin* auf, wenn Sie Unregelmäßigkeiten beobachten.
Auf dieser Seite werden aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet. Bitte beachten Sie, dass diese Formulierungen geschlechtsneutral gemeint sind und sich gleichermaßen auf alle Geschlechter beziehen.
1 „Zum Eisprung kommt es meist nicht an Tag 14 des Menstruationszyklus“. Deutsches Ärzteblatt, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105541/Zum-Eisprung-kommt-es-meist-nicht-an-Tag-14-des-Menstruationszyklus. Zugegriffen 18. September 2024.
2 Berufsverband der Frauenärzte e.V. 2018. Weiblicher Zyklus – Wann sind die fruchtbaren Tage? Verfügbar unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/natuerliche-familienplanung/weiblicher-zyklus-wann-sind-die-fruchtbaren-tage/ (letzter Zugriff: 28.01.2024).
3 Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. 2022. Wie funktioniert der weibliche Zyklus? Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-der-weibliche-zyklus.html (letzter Zugriff: 07.03.2024).
4 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2023. Die symptothermale Methode. Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/die-symptothermale-methode/ (letzter Zugriff: 07.03.2024).
5 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2023. Der Eisprung und die fruchtbaren Tage. Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/fortpflanzung-und-geschlechtsorgane/die-fruchtbaren-tage-erkennen/ (letzter Zugriff: 07.03.2024).
6 Kissow J, Jacobsen KJ, Gunnarsson TP et al. Effects of Follicular and Luteal Phase-Based Menstrual Cycle Resistance Training on Muscle Strength and Mass. Sports Med, 2022; 52: 2813–2819. https://doi.org/10.1007/s40279-022-01679-y.
7 Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. 2022. Prämenstruelles Syndrom (PMS). Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/praemenstruelles-syndrom-pms.html (letzter Zugriff: 07.03.2024).