Eine Verhütungsmethode, die auf Körperbeobachtungen basiert

Die natürliche Familienplanung (kurz NFP) basiert auf dem Wissen über den weiblichen Zyklus. Sie hilft Frauen dabei, ihren Eisprung und ihre fruchtbaren Tage zu bestimmen. Diese natürliche Methode kann sowohl bei Kinderwunsch als auch zur Verhütung eingesetzt werden. Erfahren Sie mehr über die Funktionsweise der NFP.

Die natürliche Familienplanung ist eine Methode, die sowohl bei Kinderwunsch als auch zur Verhütung eingesetzt werden kann. Die Grundlage dafür sind die Beobachtung des weiblichen Körpers während der unterschiedlichen Zyklusphasen sowie das Wissen über die Überlebensdauer von Spermien. Sind Frauen bereit, täglich und exakt auf die Signale ihres Körpers [Linkziel: /koerper] zu achten, dann könnte die NFP eine gute Möglichkeit sowohl zur Verhütung als auch zur Schwangerschaftsplanung sein.

Damit die NFP-Methode funktioniert, müssen Frauen sie zunächst jedoch „lernen“: indem sie über einige Monate sehr genau auf ihren Körper achten und Körpertemperatur, Zervixschleim sowie gegebenenfalls andere Parameter dokumentieren. Ziel dabei ist es, den Zeitpunkt des Eisprungs und somit die fruchtbaren Tage herauszufinden.

Es gibt verschiedene Methoden der natürlichen Familienplanung wie die

• symptothermale Methode
• den Eisprungkalender sowie
• die Bestimmung gewisser Hormone

Jede dieser Methoden hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und weist eine unterschiedliche Verhütungssicherheit auf. Natürlich können die einzelnen Methoden auch miteinander kombiniert werden. Vorteil der NFP ist, dass Frauen ihre Zyklusphasen bewusst wahrnehmen und dadurch ein besseres Körpergefühl bekommen können. Nachteil ist, dass Selbstdisziplin auf hohes Niveau erforderlich ist.

Die symptothermale Methode ist die bekannteste der natürlichen Familienplanung. Frauen ermitteln mit der Beobachtung und Dokumentation zweier Körperzeichen ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage:

• Messung der morgendlichen Körpertemperatur (Basaltemperatur): Sie muss jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen und ungefähr zur selben Uhrzeit gemessen werden, entweder anal, vaginal oder im Mund. Nach dem Eisprung steigt die Temperatur leicht an (um mindestens 0,2 Grad Celsius) und bleibt bis zum Beginn der nächsten Menstruation erhöht.¹ Es lässt sich damit überprüfen, ob ein Eisprung stattgefunden hat.
• Beobachtung des Zervixschleims: Beim Zervixschleim handelt es sich um den vaginalen Ausfluss, der von Drüsen im Bereich der Zervix (Gebärmutterhals) abgesondert wird. Das Sekret verändert sich während des Zyklus: In den Tagen vor dem Eisprung wird es zunehmend klarer und dehnbarer, ähnlich wie rohes Eiweiß.¹ Danach erscheint es wieder weißlich und zäh.

Durch die Kombination dieser beiden Methoden können Sie Ihre fruchtbaren Tage bestimmen und entsprechende Verhütungsmaßnahmen ergreifen oder gezielt versuchen, schwanger zu werden. Voraussetzung ist, dass Sie Ihren Zyklus [Linkziel: /koerper/zyklus] und seine Phasen genau kennen und sich intensiv mit der Methode beschäftigen.

Um die Anwendung zu erleichtern, gibt es mittlerweile verschiedene Hilfsmittel wie Verhütungsmonitoring-Apps, Fieberthermometer, die die Daten direkt auf das Smartphone übertragen, oder Kurse, in denen Sie alles über diese Form der NFP-Methode lernen.

Der Eisprungkalender basiert auf der Tatsache, dass eine Frau in der Regel einmal im Monat einen Eisprung hat, circa in der Mitte ihres Zyklus.² Wenn die durchschnittliche Länge des Zyklus bekannt ist, lassen sich die Tage berechnen, an denen eine Schwangerschaft am wahrscheinlichsten ist.

Viele Apps, die der Zyklusüberwachung dienen sollen, basieren allein auf Berechnungen. Seien Sie also vorsichtig, wenn Ihnen Ihre App schon Monate im Voraus Ihre fruchtbaren Tage anzeigt. In Kombination mit der symptothermalen Methode kann der Eisprungkalender jedoch hilfreich sein, um das Timing für eine Empfängnis oder Verhütung besser zu verstehen.

Im Handel sind sogenannten Eisprung- oder Ovulationstests erhältlich, mit denen sich der Anstieg des Hormons LH (Luteinisierendes Hormon) im Urin messen lässt. Der LH-Anstieg löst den Eisprung aus, daher können Sie mit den Teststreifen Ihre fruchtbaren Tage bestimmen. Für die korrekte Anwendung führen Sie mehrere Tage hintereinander den Test durch, immer zur selben Uhrzeit und nicht mit dem Morgenurin.³ Es sind auch digitale Tests oder Fertilitätsmonitore erhältlich. Manche messen zusätzlich den Östrogen-Anstieg.

Als alleinige Verhütungsmethode sind Hormontests kaum geeignet. Sie können jedoch eine gute Unterstützung für andere Methoden der natürlichen Familienplanung sein und vor allem zu Beginn dabei helfen, die fruchtbaren Tage sicherer zu bestimmen.

Die Sicherheit der NFP-Methode hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und lässt sich daher nicht so einfach bestimmen. Grundsätzlich kommen wissenschaftliche Untersuchungen zu folgenden Einschätzungen:

• Als sicherste NFP-Variante gilt die symptothermale Methode. Bei korrekter Anwendung und Verzicht auf Geschlechtsverkehr während des fruchtbaren Zeitfensters liegt der Pearl-Index laut einer Studie bei 0,4 bis 1,8].⁵ Allerdings wurden die Frauen während der Studienphase engmaschig überwacht und ausführlich geschult. Dies entspricht also nicht einem Gebrauch der Methode im tatsächlichen Alltag. Stattdessen wird der Pearl-Index in der meisten Literatur höher angegeben (0,3 bis 2,3).⁶
• Paare müssen während der fruchtbaren Tage der Frau entweder für circa 6 Tage auf Geschlechtsverkehr verzichten, bei dem es zu einer Empfängnis kommen kann, oder auf andere Verhütungsmethoden zurückgreifen.⁷ Wenn Paare ein anderes Verhütungsmittel nutzen, zum Beispiel ein Kondom, dann ist die Sicherheit nur so hoch wie die des jeweiligen Verhütungsmittels.
• Sich allein auf den Zykluskalender zu verlassen ist sehr unsicher: Der Pearl-Index liegt bei 15 bis 40.⁶

Die natürliche Familienplanung könnte sicher sein – unter der Voraussetzung, dass Sie keine Anwendungsfehler machen und sich konsequent an die beschriebenen Maßnahmen halten. Sobald zum Beispiel an fruchtbaren Tagen ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfindet, wird die Sicherheit massiv beeinträchtigt. Zudem ist die Methode störanfällig: Stress, unregelmäßige Tagesabläufe, Krankheiten und mehr können den Zyklus durcheinanderbringen und damit die Sicherheit der Methode gefährden.

Wie bei jeder anderen Verhütungsmethode [Linkziel: /verhuetung] auch, gibt es Punkte, die für und gegen die natürliche Familienplanung sprechen. Lassen Sie sich am besten ausführlich von Ihrer Frauenärztin beraten, wenn Sie sich für die Methode interessieren.

Vorteile der natürlichen Familienplanung

• Sie kommt ohne die Einnahme von Hormonen oder Eingriffe in den Körper aus.
• Das Körpergefühl der Frau wird oft gestärkt: Sich mit dem eignen Zyklus zu beschäftigen und auf Körpersignale zu achten kann dazu führen, dass Frauen sich wohler fühlen und ein entspannteres Verhältnis zu sich selbst aufbauen.
• Der Partner kann sich ebenfalls mit dem weiblichen Körper und der Verhütungsmethode beschäftigen, was mehr Nähe und Verständnis hervorbringen kann.
• Es fallen keine regelmäßigen Kosten an, zudem sind keine zusätzlichen Besuche bei der Frauenärztin nötig.
• Falls ein Kinderwunsch aufkommt, eignet sich die Methode ideal, um die fruchtbaren Tage gezielt zu nutzen.

Nachteile der natürlichen Familienplanung

• Der Aufwand ist relativ hoch und es erfordert ein hohes Maß an Disziplin: Zunächst muss die NFP über einige Monate erlernt werden, dann muss täglich die Temperatur gemessen sowie dokumentiert und der Zervixschleim beobachtet werden.
• An den fruchtbaren Tagen muss ein zusätzliches Verhütungsmittel verwendet oder auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden – pro Zyklus sind das circa 6 Tage (zusammengerechnet aus der Überlebensdauer der Spermien plus dem Eisprungtag der Frau).⁷ Das kann die Spontanität einschränken.
• Bei unregelmäßigen oder sehr langen Zyklen, während der Stillzeit oder in den Wechseljahren ist die NFP nur bedingt geeignet.
• Junge Mädchen, die sich noch in der Pubertät befinden, sollten auf andere Verhütungsmethoden zurückgreifen. Grund ist, dass die Zyklen noch zu unregelmäßig sind.
• Die Methode ist empfindlich gegenüber verschiedenen Einflüssen: Ein unregelmäßiger Tagesablauf, Schichtarbeit, Alkoholgenuss, späte Mahlzeiten am Abend, Stress, Erkrankungen oder Zeitverschiebungen können die Basaltemperatur erhöhen und damit einen störenden Effekt haben.⁹
• Anwendungsfehler und mangelnde Konsequenz beeinträchtigen die Sicherheit enorm.
• NFP bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Laufende Kosten entstehen keine, außer Sie bestimmen regelmäßig mit Teststreifen Hormone im Urin. Jedoch benötigen Sie ein gutes Fieberthermometer. Je nach Ausstattung schwanken hier die Preise: Geräte, die die gemessenen Werte ans Smartphone übertragen, sind deutlich teurer.

Sogenannte Verhütungscomputer, die je nach Ausstattung die Hormonkonzentration von LH im Urin sowie die Basaltemperatur messen oder sogar eine Zervixschleim-Analyse durchführen, sind sehr hochpreisig. Sie müssen aber nicht zwingend angeschafft werden.