Myo-Inositol erklärt: Funktionen und Einsatzbereiche
Myo-Inositol ist ein wichtiger Bestandteil vieler Prozesse im Körper. Besonders bei Frauen mit PCOS – ob mit oder ohne Kinderwunsch – kann myo-Inositol eine unterstützende Wirkung entfalten. Doch was genau ist myo-Inositol und wie wirkt es im Körper bei Frauen mit PCOS? Der folgende Artikel beantwortet diese Fragen und erklärt die vielseitige Funktion dieses Stoffes.
Definition: Was ist myo-Inositol?
Myo-Inositol ist ein Zuckeralkohol. Es unterstützt Zellen dabei, auf Signale von Hormonen, Botenstoffen oder Wachstumsfaktoren zu reagieren. Außerdem spielt es eine Rolle bei der Regulierung des Flüssigkeitshaushalts innerhalb der Zellen.1
Myo-Inositol ist der bedeutendste Vertreter der Familie der Inositole. Inositol selbst gehört zu den Stoffen, die eng mit Glukose verwandt sind und eine ähnliche chemische Struktur aufweisen.2,3
Wirkung von myo-Inositol im Überblick
Myo-Inositol übernimmt im Körper mehrere zentrale Funktionen. Es zählt zu den Zuckeralkoholen und wirkt als sogenannter Botenstoff: Innerhalb der Zellen hilft es dabei, als „second messenger“ Signale von Hormonen, Nervenreizen und Wachstumsfaktoren weiterzugeben und unterstützt die Regulierung des Zellflüssigkeitshaushalts.1 Zudem hilft myo-Inositol dem Körper, die Hülle jeder Zelle – die sogenannte Zellmembran – aufzubauen.4
Eine besonders wichtige Rolle spielt myo-Inositol bei der Insulinsignalweiterleitung. Nach dem Eintritt in die Zelle wird es in Stoffe umgewandelt, die das Insulinsignal im Zellinneren weiterleiten. Diese Botenstoffe sind nötig, damit Zucker in die Zelle aufgenommen und anschließend zur Energiegewinnung genutzt oder in Form von Glykogen gespeichert werden kann. Auch die Signalübertragung von Hormonen wie FSH (follikelstimulierendes Hormon) und TSH (schilddrüsenstimulierendes Hormon) hängt mit myo-Inositol zusammen.1
Kein Wunder also, dass myo-Inositol eine bedeutende Rolle in der Frauengesundheit spielt – insbesondere im Zusammenhang mit Kinderwunsch, PCOS, Schwangerschaft, Gestationsdiabetes und Menopause.3
Myo-Inositol bei Kinderwunsch
Myo-Inositol übernimmt wichtige Aufgaben in der Fortpflanzung – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Studien belegen, dass es die Reifung der Eizelle, den Hormonhaushalt und die Spermienqualität positiv beeinflussen kann:
Forschungsergebnisse zeigen, dass myo-Inositol an wichtigen Vorgängen bei der Reifung der Eizelle beteiligt ist. Es fördert die Entwicklung des Eibläschens (Follikels), beeinflusst den Zuckerstoffwechsel in den Zellen und vermittelt die Wirkung des follikelstimulierenden Hormons (FSH). Dadurch reifen die sogenannten Granulosazellen, die die Eizelle versorgen und schützen. Zusätzlich reguliert myo-Inositol die Produktion des Anti-Müller-Hormons (AMH), das ein Marker für die ovarielle Reserve, also die Anzahl der befruchtungsfähigen Eizellen, ist.5
Auch in der sogenannten Follikelflüssigkeit, die die Eizelle während ihrer Entwicklung umgibt, lässt sich myo-Inositol nachweisen. Studien zeigen: Höhere Konzentrationen von myo-Inositol in dieser Flüssigkeit gehen mit einer guten Eizellqualität und einer hohen Befruchtungsrate einher.3,5
Myo-Inositol übernimmt eine wichtige Aufgabe im hormonellen Zusammenspiel zwischen Gehirn und Eierstöcken – der sogenannten Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. Dort hilft es, Signale von Hormonen wie FSH und LH (luteinisierendes Hormon) weiterzugeben. Diese beiden Hormone stimulieren die Follikelreifung (Eibläschen) und den Eisprung. FSH sorgt dafür, dass Eibläschen (Follikel) heranreifen – meist entwickelt sich einer davon zum dominanten Follikel. Ein starker Anstieg von LH löst später den Eisprung aus.
Gleichzeitig unterstützt myo-Inositol auch die Signalweiterleitung von Insulin. Das ist besonders wichtig für Frauen mit Insulinresistenz oder PCOS, da zu hohe Insulinwerte den Zyklus aus dem Gleichgewicht bringen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.6
Auch bei Männern mit eingeschränkter Fruchtbarkeit zeigen Studien positive Effekte durch myo-Inositol. Sie weisen darauf hin, dass myo-Inositol die Spermienkonzentration und die Beweglichkeit (Motilität) von Spermien verbessern kann, sowie zur normalen Spermienform (Morphologie) beitragen kann. Forschungsergebnisse zeigen zusätzlich eine unterstützende Wirkung von myo-Inositol bei der Testosteronbildung und Spermienreifung. Wie ein Laborexperiment gezeigt hat, kann es die Zellen vor oxidativem Stress schützen, welcher das Erbgut und Zellstrukturen schädigen kann. Dadurch kann die Befruchtungsfähigkeit deutlich ansteigen.5
Myo-Inositol und PCOS
Myo-Inositol kann bei PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) auf mehreren Ebenen unterstützen. Die Substanz kann positiv auf hormonelle Abläufe, den Stoffwechsel und den Zyklus wirken.
Forscherinnen* beobachteten folgende Effekte:7
- Verbesserung der Eierstockfunktion und der Eizellqualität, was sich günstig auf die Fruchtbarkeit auswirken kann3
- regelmäßigere Eisprünge und ein stabiler Zyklus
- hormonelle Balance, darunter ein Rückgang des Testosteronspiegels und ein Anstieg des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) – das kann Beschwerden wie Akne oder verstärkten Haarwuchs lindern
- Reduktion der Insulinresistenz, eine häufige Begleiterscheinung bei PCOS
- Stoffwechselvorteile, wie eine Abnahme von Körpergewicht und Body-Mass-Index (BMI)8
Während der Schwangerschaft: Gestationsdiabetes
Gestationsdiabetes (GDM) kann entstehen, wenn der Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft dauerhaft erhöht ist. Schwangerschaftsdiabetes kann zu verschiedenen Komplikationen führen, etwa zu Frühgeburten oder Bluthochdruck.
Studien zeigen, dass die Einnahme von myo-Inositol in Kombination mit Folsäure helfen kann, das Risiko für Diabetes in der Schwangerschaft deutlich zu senken.9 So verringerte sich in einer Untersuchung die Häufigkeit von GDM bei Frauen mit einem BMI über 30, die täglich myo-Inositol und Folsäure einnahmen, im Vergleich zur Gruppe ohne Myo-Inositol Behandlung deutlich.10
Auch eine Zusammenfassung mehrerer wissenschaftlicher Studien zeigte eindeutig, dass myo-Inositol nicht nur das Risiko für Gestationsdiabetes senken kann, sondern auch die Häufigkeit möglicher Folgeprobleme wie Frühgeburten oder Schwangerschaftsbluthochdruck reduziert.11
Myo-Inositol nach der Menopause
Einige Studien deuten darauf hin, dass myo-Inositol bei Frauen nach den Wechseljahren positive Effekte haben kann – insbesondere bei einem bestehenden metabolischen Syndrom. Dabei handelt es sich um mehrere gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, hohe Blutzuckerwerte, Bauchfett und ungünstige Blutfettwerte, die zusammen das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen. In Kombination mit einer kalorienreduzierten Ernährung zeigten sich Verbesserungen bei Insulinresistenz, Blutfetten und Blutdruck im Vergleich zu einer reinen Diätbehandlung.12,13
Auch in einer längerfristigen Beobachtung über 12 Monate verbesserten sich Werte wie Taillenumfang und BMI deutlich. Zudem zeigten sich Hinweise auf eine Linderung von typischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen, wenn myo-Inositol gemeinsam mit anderen natürlichen Stoffen wie Soja-Isoflavonen und Kakaopolyphenolen eingenommen wurde.14
Aufnahme: So gelangt myo-Inositol in den Körper
Der Körper kann myo-Inositol selbst herstellen oder über bestimmte Lebensmittel aufnehmen. Früher nahmen Menschen deutlich mehr myo-Inositol auf, weil sie Gewebe wie Nieren mit einem hohen Anteil an myo-Inositol verzehrten.
Weitere Quellen sind unter anderem:
- Nüsse (Mandeln, Walnüsse) und Samen
- Bohnen und Erbsen
- Früchte wie Zuckermelone oder Grapefruit
Trotz dieser Lebensmittel fällt die Aufnahme über die Ernährung oft geringer aus als früher.1 Deshalb kann es sinnvoll sein, myo-Inositol gezielt zu supplementieren. Viele Frauen greifen neben der Ernährung auf Nahrungsergänzungsmittel mit myo-Inositol zurück.
Diese enthalten myo-Inositol in standardisierter Dosierung – häufig in Kombination mit Folsäure – wie zum Beispiel bei Clavella® Classic [Linkziel: /produkte/clavella-classic] oder Clavella® Premium. Die Nahrungsergänzungsmittel ergänzen die tägliche Nährstoffzufuhr sinnvoll und können den Körper bei unerfülltem Kinderwunsch gezielt unterstützen.
FAQs: Häufige Fragen rund um myo-Inositol
Myo-Inositol wirkt als Botenstoff in den Zellen, leitet Hormonsignale weiter, unterstützt den Zellflüssigkeitshaushalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Insulinverarbeitung und dem Zuckerstoffwechsel.1
Myo-Inositol kann die Eizellreifung fördern, den Hormonhaushalt unterstützen und die Follikelflüssigkeit verbessern.3,5,6 Auch bei Männern kann es die Spermienqualität steigern.5 So beeinflusst es wichtige Abläufe, die für die Fruchtbarkeit entscheidend sind.
Myo-Inositol lässt sich während der Schwangerschaft einnehmen. Studien zeigen, dass diese Kombination das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes sowie mögliche Folgeprobleme wie Frühgeburten oder Bluthochdruck senken kann.11
Auf dieser Seite werden aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet. Bitte beachten Sie, dass diese Formulierungen geschlechtsneutral gemeint sind und sich gleichermaßen auf alle Geschlechter beziehen.
Quellen
1 DiNicolantonio J., O’Keefe J. Myo-Inositol for Insulin Resistance, Metabolic Syndrome, Polycystic Ovary Syndrome and Gestational Diabetes. Open Heart, 2022; 9 (1): e001989. doi:10.1136/openhrt-2022-001989.
2 Chhetri D. Myo-Inositol and Its Derivatives: Their Emerging Role in the Treatment of Human Diseases. Frontiers in Pharmacology, 2019; 10: 1172. doi:10.3389/fphar.2019.01172.
3 Egarter C. Myo-Inositol. Gynäkologische Endokrinologie, 2019; 17:11-15. doi: 10.1007/s10304-018-0223-x
4 National Cancer Institute. Myo inositol. Verfügbar unter: https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-terms/def/myoinositol (letzter Zugriff: 15.04.2025).
5 Etrusco A, Laganà AS, Chiantera V et al. Myo-Inositol in Assisted Reproductive Technology from Bench to Bedside. Trends Endocrinol Metab, 2024; 35 (1): 74–83. doi:10.1016/j.tem.2023.09.005.
6 Gambioli R, Forte G, Buzzaccarini G et al. Myo-Inositol as a Key Supporter of Fertility and Physiological Gestation. Pharmaceuticals, 2021; 14(6): 504. doi:10.3390/ph14060504.
7 Kamenov Z, Gateva, A. Inositols in PCOS. Molecules, 2020; 25 (23): 5566. doi:10.3390/molecules25235566.
8 Zarezadeh M, Dehghani A, Faghfouri AH et. al. Inositol Supplementation and Body Mass Index: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials. Obes Sci Pract, 2022; 8(3): 387–397. doi:10.1002/osp4.569.
9 Cleveland Clinic. Inositol. Verfügbar unter: https://my.clevelandclinic.org/health/drugs/25173-inositol. (letzter Zugriff: 15.04.2025).
10 D’Anna R, Di Benedetto A, Scilipoti A et al. Myo‑inositol supplementation for prevention of gestational diabetes in obese pregnant women: a randomized controlled trial. Obstet Gynecol. 2015; 126(2):310–315. doi: 10.1097/AOG.0000000000000958.
11 Mashayekh-Amiri S, Mohammad-Alizadeh-Charandabi S, Abdolalipour S et al. Myo-Inositol Supplementation for Prevention of Gestational Diabetes Mellitus in Overweight and Obese Pregnant Women: A Systematic Review and Meta-Analysis. Diabetol Metab Syndr, 2022; 14(1): 93. doi:10.1186/s13098-022-00862-5.
12 Giordano D, Corrado F, Santamaria A et al. Effects of Myo-Inositol Supplementation in Postmenopausal Women with Metabolic Syndrome: A Perspective, Randomized, Placebo-Controlled Study. Menopause, 2011; 18(1): 102–104. doi:10.1097/gme.0b013e3181e8e1b1.
13 Santamaria A, Giordano D, Corrado F et al. One-Year Effects of Myo-Inositol Supplementation in Postmenopausal Women with Metabolic Syndrome. Climacteric, 2012; 15(5):490–495, doi:10.3109/13697137.2011.631063.
14 Mainini G, Ercolano S, De Simone R et al. Dietary Supplementation of Myo-Inositol, Cocoa Polyphenols, and Soy Isoflavones Improves Vasomotor Symptoms and Metabolic Profile in Menopausal Women with Metabolic Syndrome: A Retrospective Clinical Study. Medicina, 2024; 60(4): 598. doi:10.3390/medicina60040598.