Die Pille (Kombipille): Alles Wissenswerte für Sie zusammengefasst
Es gibt sie inzwischen seit über 60 Jahren: die Pille1. Heute haben Frauen die Wahl zwischen vielen verschiedenen Arten. Wenn von der „Pille“ die Rede ist, ist oft die sogenannte Kombipille gemeint. Lesen Sie im Folgenden, wie und ab wann sie wirkt, wie sie eingenommen wird und wie sicher sie ist. Außerdem erfahren Sie, welche positiven Auswirkungen auf den Körper und welche Nebenwirkungen sie haben kann.
Doch Vorsicht: Pille ist nicht gleich Pille. Daher können sich die einzelnen Angaben je nach Präparat unterscheiden.
Pille: Was steckt dahinter?
Bei der „Pille“ handelt es sich im Allgemeinen um die sogenannte Kombipille, genauer um ein Präparat, das eine Kombination aus einer Östrogen- und Gestagenkomponente enthält. Wenn sie (im Vergleich zu früher) einen niedrigen Östrogengehalt unter 50 µg Ethinylestradiol aufweist – was heutzutage meistens üblich ist – trägt sie ebenso die Bezeichnung Mikropille.2
Eine östrogenfreie Pille beinhaltet lediglich ein Gestagen. Umgangssprachlich ist sie deshalb auch als Minipille bekannt.
Wirkweise: Wie funktioniert die Pille?
Die Kombipille enthält meist ein synthethisches Östrogen und Gestagen.
Gestagene schützen vor einer Schwangerschaft, indem sie im weiblichen Körper Folgendes bewirken:3
- Sie verhindern, dass im Eierstock Eizellen heranreifen und unterdrücken den Eisprung. Infolgedessen ist auch keine Befruchtung möglich.
- Der Schleim im Gebärmutterhals wird so verdickt, dass es die Spermien beim Geschlechtsverkehr schwerer haben, in die Gebärmutter einzudringen.
- Sie hemmen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Selbst im unwahrscheinlichsten Fall einer Befruchtung könnte sich deshalb keine Eizelle in der Gebärmutter einnisten.
Östrogene steuern den weiblichen Menstruationszyklus, sorgen für regelmäßige Monatsblutungen und spielen eine Rolle bei der Reifung der Eizellen. Zudem können einige Östrogene positive Auswirkungen beispielsweise auf Haut und Haare haben.
Bei erstmaliger Anwendung der Kombipille ohne vorherige hormonelle Verhütung beginnen Sie am 1. Tag der Menstruationsblutung.2 Damit schützt die Pille sofort vor einer Empfängnis.2 Grundsätzlich dürfen Sie auch zu jedem anderen Zeitpunkt mit der Einnahme anfangen, wenn Sie eine Schwangerschaft sicher ausschließen können. In diesem Fall sollten Sie in den darauffolgenden 7 Tagen mit einer Barrieremethode zusätzlich verhüten, beispielsweise mit einem Kondom.3
Welche Vorgehensweise für ein bestimmtes Präparat genau empfohlen wird, lesen Sie am besten in der dazugehörigen Gebrauchsinformation nach. Alternativ können Sie auch Ihre Frauenärztin* fragen oder sich in der Apotheke erkundigen.
Bei einem Pillenwechsel: Wenn Sie bisher eine Verhütung angewendet haben, lesen Sie die Hinweise in der Gebrauchsinformation und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin.
Wie funktioniert die Einnahme der Pille?
Bevor Sie die Kombipille zum ersten Mal einnehmen, sollten Sie die Gebrauchsinformation Ihrer Pille sorgfältig lesen. Grundsätzlich sollte die Einnahme täglich ungefähr zur gleichen Uhrzeit erfolgen. Je nachdem welches Präparat Sie haben, kann die Anzahl der Tabletten pro Blister und somit auch das Einnahmeschema variieren. Hier stellen wir die häufigsten Einnahmeschemata vor:3
- Kombipillen mit 21 Tabletten im Blister: Sie nehmen die Pille 21 Tage lang ein. Dann folgt eine 7-tägige Pause, bevor Sie mit dem nächsten Blister starten.
- Kombipillen mit 28 Tabletten im Blister: Bei diesen Präparaten erfolgt die Einnahme ohne Pause. Die letzten 4 oder 7 Tabletten jedes Blisters enthalten jedoch keine Wirkstoffe (= Placebos). Durch die pausenlose Anwendung entsteht eine Routine, die ein Vergessen der Pille weniger wahrscheinlich machen soll.
- Kombipillen für einen Langzeitzyklus: Neben Kombipillen, bei welchen eine regelmäßige Einnahmepause vorgesehen ist, gibt es auch Präparate, die für eine Einnahme im Langzeitzyklus zugelassen sind. Das bedeutet, dass Frauen die Einnahmepause bzw. Placebophase weglassen und kontinuierlich wirkstoffhaltige Tabletten einnehmen.
Bei Unsicherheiten oder Rückfragen bezüglich der Einnahme konsultieren Sie am besten Ihre Frauenärztin.
Falls Sie versehentlich eine Tablette auslassen, sollten Sie die versäumte Pille nachträglich so schnell wie möglich einnehmen. Je nach Wirkstoff stehen Ihnen unterschiedlich lange Zeitfenster (12 bis 24 Stunden) zur Verfügung. Holen Sie die Pilleneinnahme innerhalb des jeweiligen Zeitfensters nach vergessener Einnahme nach, bleibt die Sicherheit normalerweise gewährleistet. Überschreiten Sie das jeweilige Zeitfenster, kommt es darauf an, zu welchem Zeitpunkt und wie oft während des Zyklus das passiert:4
- Versäumnis in der 1. Einnahmewoche: Nehmen Sie die letzte vergessene Tablette ein, sobald sie sich an die versäumte Einnahme erinnern. Sie sollten in den nächsten 7 Tagen beim Geschlechtsverkehr zusätzlich ein Kondom verwenden. Danach ist der Empfängnisschutz wieder gewährleistet. Sollte in den vorausgegangenen Tagen Geschlechtsverkehr stattgefunden haben, sollten Sie am besten Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin halten, da das Risiko einer Schwangerschaft besteht.
- Versäumnis in der 2. Einnahmewoche: Nehmen Sie die letzte vergessene Tablette ein, sobald sie sich an die versäumte Einnahme erinnern. Der Verhütungsschutz ist in der Zeit am geringsten gefährdet, weil Sie vor und nach dieser Woche regelmäßig die Pille einnehmen. Wenn die Pille in den 7 Tagen vor dem Vergessen korrekt eingenommen wurde, ist keine zusätzliche Verhütung notwendig.
- Versäumnis in der 3. Einnahmewoche: In der letzten Woche führt eine vergessene Tablette zum größten Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft. In diesem Fall gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder Sie holen die Einnahme der letzten vergessenen Tablette nach, sobald Sie sich daran erinnern, und legen am Ende der Blisterpackung kein einnahmefreies Intervall ein. Sie beginnen dann nach der Einnahme der letzten wirkstoffhaltigen Tablette mit einer neuen Blisterpackung. Oder Sie brechen die Einnahme der Tabletten der aktuellen Blisterpackung ab und ziehen die Pause vor. Anschließend fahren Sie mit einer neuen Blisterpackung fort. Bei Einhaltung einer dieser beiden Maßnahmen ist keine zusätzliche Verhütung notwendig. Sollten Sie sich gegen diese beiden Handlungsoptionen entscheiden, ist es dringend nötig, während der Einnahmepause sowie die darauffolgenden 7 Tage zusätzlich zu verhüten.
- mehrmaliges Versäumnis: Wenn Sie während des Zyklus mehr als nur 1-mal nicht daran denken, die Pille zu schlucken, ist die Gefahr, schwanger zu werden, sehr groß. Dann sollten Sie in dieser Zeit beim Geschlechtsverkehr unbedingt ein weiteres Verhütungsmittel hinzuziehen.
Wichtiger Hinweis: Lesen Sie bitte in jedem Fall die Gebrauchsinformation Ihrer Kombipille genau durch, um die Empfehlung für Ihr individuelles Präparat zu erhalten!
Die Pille gilt als zuverlässig – doch wie sicher ist sie genau?
Als Maß zur Beurteilung der Sicherheit von Verhütungsmitteln gibt es den sogenannten Pearl-Index. Er gibt die Zahl der Schwangerschaften an, die bei 100 Frauen auftreten, die eine Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden. Je kleiner der Wert ausfällt, desto sicherer ist die Methode. Bei korrekter Anwendung liegt der Pearl-Index der kombinierten Pille zwischen 0,1 und 1.5 Somit gilt sie als eine sehr sichere Verhütungsmethode.
Wenn Sie die Pille – zum Beispiel aufgrund eines stressigen Arbeitstags oder der Zeitverschiebung im Rahmen einer Fernreise – vergessen, besteht ein erhöhtes Risiko, schwanger zu werden.6 Wie groß genau die Gefahr für eine ungewollte Schwangerschaft ist, hängt dabei vom Zeitpunkt des Versäumnisses ab.
Des Weiteren können bestimmte Arzneimittel den Verhütungsschutz gefährden, beispielsweise Antibiotika, Johanniskraut, Blutdruck- und Cholesterinsenker, Abführmittel sowie Medikamente gegen Rheuma, Epilepsie, Diabetes, Pilzinfektionen, Tuberkulose oder HIV-Infektionen.6
Sollten Sie unter Magen-Darm-Beschwerden leiden, müssen Sie ebenfalls vorsichtig sein. Falls es innerhalb von 4 Stunden nach Einnahme der kombinierten Pille zu Durchfall und/oder Erbrechen kommt, sollte so rasch wie möglich (je nach Präparat innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach der üblichen Einnahmezeit) eine neue Tablette eingenommen werden. Ansonsten ist die Empfängnisverhütung nicht mehr sichergestellt.6
Lesen Sie in diesen Situationen zusätzlich immer genau die Gebrauchsinformation Ihrer Kombipille und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Apothekerin.
Vor- und Nachteile der Pille: Informieren ist das A und O
Jede Pille, egal ob eine Kombipille oder eine östrogenfreie Pille, hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Im Gespräch mit Ihrer Frauenärztin können Sie herausfinden, welche Pille am besten zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt.
Vorteile der Kombipille
Die kombinierte Pille bringt für Frauen folgende Vorzüge mit sich:2
- Sie gilt als ein sehr sicheres Verhütungsmittel und ist bei korrektem Einnahmebeginn sofort wirksam (Bitte lesen sie hierzu die Gebrauchsanweisung Ihrer Pille aufmerksam durch).
- Im Allgemeinen fallen die Monatsblutungen unter der Pille etwas schwächer, kürzer und schmerzärmer aus. Außerdem kommt die Monatsblutung in den meisten Fällen sehr regelmäßig und ist somit planbar.
- Manche Präparate können einen positiven Einfluss auf Akne, Haarausfall oder unerwünschten Haarwuchs am Körper haben.
- Die Pille nimmt keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Selbst nach langjähriger Einnahme können die meisten Frauen in der Regel schnell schwanger werden, sobald sie die Pille abgesetzt haben.
Nachteile der Kombipille
Wenn Sie die kombinierte Pille anwenden, müssen Sie wissen, dass damit auch mögliche Nebenwirkungen einhergehen:2
- Vor allem in den ersten Zyklen nach Beginn der Einnahme sind Beschwerden wie Zwischenblutungen, Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen möglich.
- Bei einigen Frauen können die in der Pille enthaltenen Östrogene dafür verantwortlich sein, dass sich Wasser im Körpergewebe ansammelt. Eine leichte Gewichtszunahme oder ein Anschwellen der Beine bei langem Stehen ist daher möglich.
- Aufgrund des enthaltenen Östrogens kann die Kombipille das natürliche Thromboserisiko einer Frau erhöhen. Frauen, die familiär vorbelastet sind, rauchen, starkes Übergewicht haben, mit Bluthochdruck kämpfen oder unter Diabetes mellitus leiden, sind besonders gefährdet.
- Durch die Kombipille kann sich auch das Krebsrisiko verändern.2 An manchen Organen (Brust, Muttermund) kann das Risiko etwas ansteigen. An anderen (Darm, Gebärmutterschleimhaut) sinkt es wiederum ein bisschen.
- Die kombinierte Pille schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
Was kostet die Kombipille?
Je nach Präparat variieren die Preise der Kombipille. Packungen für 3 oder 6 Monate sind üblicherweise merklich günstiger als eine Schachtel für 1 Monat.3 Bis zu einem Alter von 22 Jahren werden für Frauen die Kosten in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.7
Die Kombipille wirkt in 3-facher Weise: Sie unterbindet die Heranreifung der Eizellen, macht den Schleim im Gebärmutterhals dicker und stört den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.3 Eine Empfängnis ist damit (nahezu) ausgeschlossen.
Ohne vorherige Anwendung einer hormonellen Verhütung schützt die Kombipille bei Einnahmebeginn am 1. Tag der Regelblutung sofort vor einer Schwangerschaft.2 Bei Einnahmestart an einem anderen Tag, sollten Sie danach 7 Tage lang zusätzlich mit einer Barrieremethode, beispielsweise einem Kondom, verhüten.3
Bei zu später oder ganz vergessener Einnahme, der Verwendung von bestimmten Medikamenten oder Durchfall und Erbrechen kann die Sicherheit der Kombipille gefährdet sein und das Risiko für eine Schwangerschaft steigen.6
Typischerweise können gerade in den ersten Zyklen nach Einnahmebeginn der Kombipille Beschwerden wie Zwischenblutungen, Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen auftreten.2
Der Pearl-Index (Beurteilungsmaß für die Sicherheit von Verhütungsmitteln) der kombinierten Pille liegt bei fehlerfreier Anwendung zwischen 0,1 und 1.5 Sie gilt damit als sehr zuverlässig. Im Vergleich dazu hat beispielsweise ein Kondom einen Pearl-Index von 0,4 bis 12.5
Auf dieser Seite werden aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet. Bitte beachten Sie, dass diese Formulierungen geschlechtsneutral gemeint sind und sich gleichermaßen auf alle Geschlechter beziehen.
1Deutsche Apotheker Zeitung. 2021. 60 Jahre Pille in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2021/daz-22-2021/60-jahre-pille-in-deutschland (letzter Zugriff: 19.01.2024).
2Berufsverband der Frauenärzte e.V. 2018. Pille / Kombi-Pille / Mikropille. Verfügbar unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/pille-kombi-pille-mikropille/ (letzter Zugriff: 19.01.2024).
3Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2023. Die Pille. Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/pille-und-minipille/pille/ (letzter Zugriff: 19.01.2024).
4Berufsverband der Frauenärzte e.V. 2018. Pille vergessen – und jetzt? Verfügbar unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/pille-vergessen-und-jetzt/ (letzter Zugriff: 19.01.2024).
5AMBOSS GmbH. 2024. Nicht-hormonelle Kontrazeption. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/nicht-hormonelle-kontrazeption (letzter Zugriff: 23.04.2024).
6Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Häufige Verhütungspannen – und was dann zu tun ist. Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungspannen/haeufige-anwendungsfehler/ (letzter Zugriff: 19.01.2024).
7Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2023. Rezeptpflicht und Kostenübernahme bei Verhütungsmitteln. Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/verhuetung/rezeptpflicht-und-kostenuebernahme/ (letzter Zugriff: 22.04.2024).