Gebärmutterhalskrebs: Alle wichtigen Informationen
In den letzten Jahrzehnten ist Gebärmutterhalskrebs in Deutschland unter anderem durch die Möglichkeit von Früherkennungsuntersuchungen seltener geworden.1 Welche Anzeichen auf die Entwicklung der Krebserkrankung hindeuten, welche Ursachen dahinterstecken und wie die Heilungschancen nach der Diagnose Gebärmutterhalskrebs stehen, lesen Sie hier.
Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Krebs resultiert aus genetisch veränderten Zellen, die sich der Kontrolle des Körpers entziehen und sich unaufhaltsam teilen.1 Die dadurch entstehenden Geschwulste heißen Tumore. Davon gibt es gut- und bösartige. Letztere wachsen unkontrolliert und brechen in gesundes Nachbargewebe ein. Eine spezielle Art des bösartigen Tumors ist das sogenannte Karzinom, ein bösartiger Tumor des Oberflächengewebes (Epithel).
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) beschreibt einen bösartigen Tumor des Oberflächengewebes (Karzinom) am unteren Ausgang der Gebärmutter (Zervix).2 Circa 80 Prozent aller Zervixkarzinome gehen von den Deckzellen aus (Plattenepithelkarzinom), etwa 20 Prozent von den Drüsenzellen (Adenokarzinom).1
Der untere, schmale Abschnitt der Gebärmutter bildet den Gebärmutterhals. Darin befindet sich ein enger Kanal, der von innen mit einer Drüsenschleimhaut ausgekleidet ist. Im Bereich des Muttermunds geht sie in eine Deckschleimhaut über.
Ungefähr 2 von 100 bösartigen Tumoren bei Frauen werden am Gebärmutterhals festgestellt.1 An Gebärmutterhalskrebs erkrankten in Deutschland im Jahr 2020 circa 4.640 Frauen, von insgesamt 42.128.512 Frauen sind das ungefähr 1,1 Prozent.3,4 Besonders oft erhalten Frauen zwischen 40 und 59 Jahren die Diagnose.5
Symptomatik: Was sind mögliche Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs?
Die Vorstufen einer bösartigen Zellveränderung im Gebärmutterhals gehen meistens mit keinen Beschwerden einher.6 Das Gleiche gilt in der Regel auch für die frühen Stadien des Gebärmutterhalskrebses.6 Sobald der Krebs jedoch weiter fortschreitet, kann es zu folgenden Anzeichen kommen:6,7
- ungewöhnlicher Ausfluss aus der Scheide (zum Beispiel anders gefärbt als sonst oder übelriechend)
- Blutungen (beispielsweise nach dem Geschlechtsverkehr, bei hartem Stuhlgang oder infolge von sportlichen Belastungen wie Radfahren)
- auffallend starke Perioden oder Zwischen- und Schmierblutungen (bei Frauen über 35 Jahren)
- Schmerzen im Unterbauch
- unerklärliche Gewichtsabnahme
- Schmerzen im Becken oder unteren Rücken
- geschwollene Beine durch einen Stau von Lymphflüssigkeit
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
Die aufgelisteten Symptome treten nicht nur bei Gebärmutterhalskrebs auf. Sie können auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein.8 Falls Sie von einigen der genannten Beschwerden betroffen sind, sollten Sie eine Ärztin* aufsuchen, um sie abklären zu lassen.
Gebärmutterhalskrebs: Über die Ursachen und Risikofaktoren
Als Ursache für Gebärmutterhalskrebs gilt vorrangig eine Infektion mit bestimmten humanen Papillomviren, kurz HPV.
HPV sind eine Gruppe von DNA-Viren. Es gibt viele verschiedene HPV-Typen – mehr als 200 sind mittlerweile bekannt.10 Beinahe jeder Mensch steckt sich im Lauf seines Lebens durch Schleimhautkontakt mit HPV an.10 Die Virustypen, die Krebs auslösen (Hochrisiko-HPV-Typen), werden vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen.10 Auch beim Oralsex ist eine Infektion möglich.10 Die Viren gehen nach aktuellem Kenntnisstand bei infizierten Personen nicht in das Blut, den Speichel, die Muttermilch oder das Sperma über.10
Je nach Virustyp kann eine Infektion ohne Folgen bleiben, Genitalwarzen auslösen oder aber auch zu bösartigen Gewebeveränderungen führen.10 Gebärmutterhalskrebs ist die am häufigsten durch HPV hervorgerufene Krebserkrankung.10 Circa 3 Prozent der Frauen, die sich mit HPV angesteckt haben, erkranken an Gebärmutterhalskrebs.9
Die Forschung geht davon aus, dass irgendwann die Viren durch kleinste Verletzungen der Schleimhaut in tiefere Zellschichten gelangen, wo sie die sogenannten Basalzellen infizieren.9 Bis das passiert, können jedoch 10 bis 15 Jahre ab dem Zeitpunkt einer Infektion vergehen.9
Folgende Kriterien erhöhen vermutlich das Risiko für Krebsvorstufen und Gebärmutterhalskrebs:11
- Rauchen: Es lässt sowohl bei Frauen mit einer HPV-Infektion als auch bei welchen, die sich nicht mit HPV angesteckt haben, die Wahrscheinlichkeit steigen, an einem Zervixkarzinom zu erkranken.
- Verhütung: Wer ein hormonelles Verhütungsmittel mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen einnimmt und mit HPV infiziert ist, hat ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs.
- viele Geburten: Bei Frauen, die mehrere Schwangerschaften hatten, und chronisch mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert sind, liegt ein gesteigertes Risiko für eine Erkrankung an einem Zervixkarzinom vor.
- Immunsuppression: Eine unterdrückte Immunabwehr (beispielsweise durch die Einnahme bestimmter Medikamente) hat es schwerer, eine HPV-Infektion zu bekämpfen, wodurch das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöht wird.
- Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheitserregern: Wenn eine Frau mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert ist, können andere sexuell übertragbare Erkrankungen unter Umständen dazu beitragen, dass sich ein Zervixkarzinom entwickelt.
Eine erbliche Belastung spielt bei Gebärmutterhalskrebs – im Vergleich zu Brustkrebs – eine eher untergeordnete Rolle, kann aber dennoch einen Einfluss auf die Entstehung der Krankheit haben.11
Untersuchungen zur Früherkennung sind wichtig!
Vorstufen und frühe Formen der Erkrankung werden vor allem bei Frauen zwischen 20 und 40 Jahren festgestellt.5 Je eher diese erkannt werden, desto wahrscheinlicher lässt sich verhindern, dass es irgendwann zur Diagnose Gebärmutterhalskrebs kommt.
Ab einem Alter von 20 Jahren kann jede gesetzlich krankenversicherte Frau 1-mal pro Jahr kostenlos zur Vorsorge gehen.12 Sie beinhaltet eine gynäkologische Untersuchung des inneren und äußeren Genitals. Frauen zwischen 20 und 34 Jahren erhalten zusätzlich einen Zellabstrich vom Gebärmutterhals und Muttermund (auch bekannt unter dem Begriff Pap-Abstrich), um dort mögliche Zellveränderungen aufzuspüren.12
Ab 35 Jahren gehört der Pap-Abstrich nicht mehr zur jährlichen Routineuntersuchung bei der Frauenärztin. Stattdessen können Sie alle 3 Jahre eine Kombinationsuntersuchung in Anspruch nehmen – bestehend aus Pap-Abstrich und HPV-Test.12
Gynäkologische Untersuchung (Tastuntersuchung)
Zunächst informiert sich die Frauenärztin darüber, ob gerade irgendwelche Beschwerden oder mögliche Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs vorliegen. Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung. Dazu tastet die Gynäkologin Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke auf mögliche Veränderungen ab.13 Zusätzlich kann sie vom After aus das um die Gebärmutter liegende Gewebe überprüfen.13 Zur Tastuntersuchung gehört außerdem die Kontrolle der Lymphknoten, um sie auf Schwellungen hin zu untersuchen.13
Pap-Test
Mithilfe eines Pap-Abstrichs ist es möglich, Vorstufen von Krebszellen oder frühe Stadien von Krebs frühzeitig zu erkennen. Für den Zellabstrich spreizt die Frauenärztin die Scheide mit einem speziellen Instrument (Spekulum) auf, um mit einem Bürstchen und Spatel Zellmaterial vom Gebärmutterhals und Muttermund zu entnehmen. Anschließend trägt sie die gewonnenen Zellen auf eine kleine Glasplatte auf und lässt sie in einem Labor unter dem Mikroskop auf Zellveränderungen untersuchen.13
HPV-Test
Beim Pap-Test entnommene Zellen aus dem Gebärmutterhals und Muttermund werden im Labor auf Spuren von HPV untersucht.13
Nach der Diagnose Gebärmutterhalskrebs: Behandlung und Heilungschancen
Welche Therapie für Betroffene von einem Zervixkarzinom infrage kommt, hängt jeweils vom individuellen Stadium der Erkrankung ab. Auch Aspekte wie zum Beispiel die Lebenssituation, eventuelle Begleiterkrankungen, das Alter (vor oder nach den Wechseljahren) und ob die Frau noch einen Kinderwunsch hat, spielen bei der Wahl der Behandlungsmethode eine Rolle. Grundsätzlich kann Gebärmutterhalskrebs mit einer Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie behandelt werden.14 Sie werden je nach Fall einzeln oder kombiniert eingesetzt.
Wenn der Tumor noch nicht in entfernte Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat, besteht die Möglichkeit auf eine Heilung.1 In diesem Fall empfehlen Ärztinnen in der Regel eine Operation oder Bestrahlung. Beide Behandlungsmethoden können durch eine Chemotherapie ergänzt werden.
Hat der Gebärmutterhalskrebs bereits entfernte Lymphknoten und andere Organe befallen, sind die Heilungschancen schlechter.1
Operation
An erster Stelle steht in den meisten Fällen eine Operation, die darauf abzielt, den Krebs vollständig zu entfernen. Bei Vorstufen eines Zervixkarzinoms und in sehr frühen Stadien kann es ausreichen, zusammen mit dem Tumor ein kleines Stück vom Muttermund und Gebärmutterhals zu entfernen.15 Ist das nicht genug, wird für gewöhnlich ein größerer Teil des Gebärmutterhalses und/oder die ganze Gebärmutter entfernt – unter Umständen zusätzlich auch Teile angrenzender Organe oder Gewebe.15
Bestrahlung
Eine Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) hat das Ziel, die Krebszellen zu zerstören.15 Manchmal wird eine Bestrahlung mit einer Chemotherapie kombiniert (Radiochemotherapie).15
Chemotherapie
Eine Chemotherapie wird normalerweise über eine Infusion, manchmal auch in Tablettenform durchgeführt. Die medikamentöse Therapie soll die Krebszellen daran hindern, sich weiter unkontrolliert zu teilen.
Vorbeugung: Wie lässt sich Gebärmutterhalskrebs verhindern?
Eine Impfung gegen HPV kann HPV-Infektionen und damit ebenso einer Entwicklung eines Zervixkarzinoms vorbeugen.16 Dabei gilt: Je früher die HPV-Impfung stattfindet, desto besser ist ihre präventive Wirkung. Im Optimalfall sollte sie daher vor dem 1. Geschlechtsverkehr erfolgen.16 Aber auch eine spätere Impfung macht in der Regel noch Sinn, da nicht jeder Sexualverkehr zwangsläufig mit einer Infektion einhergeht.16 Was außerdem für eine Impfung spricht: Wenngleich bei über 80 Prozent der Frauen, die sich mit HPV angesteckt haben, die Infektion innerhalb von 1,5 Jahren abklingt, können sich ungeimpfte immer wieder neu infizieren.16
Auf dieser Seite werden aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich weibliche Personenbezeichnungen verwendet. Bitte beachten Sie, dass diese Formulierungen geschlechtsneutral gemeint sind und sich gleichermaßen auf alle Geschlechter beziehen.
1 Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF, Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Stiftung Deutsche Krebshilfe. 2020. Gebärmutterhalskrebs. Eine Leitlinie für Patientinnen. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-033OLp_S3_Gebaermutterhalskrebs_Zervixkarzinom_2020-08.pdf (letzter Zugriff: 20.02.2024).
2 Deutsche Krebsforschungszentrum. 2023. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/index.php (letzter Zugriff: 20.02.2024).
3 Robert Koch-Institut. 2023. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
4 Statistisches Bundesamt. 2023. Bevölkerungsstand. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/deutsche-nichtdeutsche-bevoelkerung-nach-geschlecht-deutschland.html (letzter Zugriff: 09.04.2024).
5 DIGIMED Verlag. 2018. Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gebaermutterhalskrebs/definition-und-haeufigkeit.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
6 DIGIMED Verlag. 2018. Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom - Symptome. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gebaermutterhalskrebs/symptome.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
7 Deutsche Krebsforschungszentrum. 2021. Symptome bei Gebärmutterhalskrebs: Anzeichen erkennen. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/symptome.php (letzter Zugriff: 20.02.2024).
8 Bundesministerium für Gesundheit. 2021. Gebärmutterhalskrebs. Verfügbar unter: https://gesund.bund.de/gebaermutterhalskrebs (letzter Zugriff: 20.02.2024).
9 DIGIMED Verlag. 2018. Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom - Ursache und Risikofaktoren. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gebaermutterhalskrebs/ursachen-und-risikofaktoren.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
10 Deutsche Krebsforschungszentrum. 2021. Humane Papillomviren (HPV) als Krebs-Auslöser. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv2.php (letzter Zugriff: 20.02.2024).
11 Deutsche Krebsforschungszentrum. 2022. Gebärmutterhalskrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/risikofaktoren.php (letzter Zugriff: 20.02.2024).
12 Deutsche Krebsforschungszentrum. 2024. Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php (letzter Zugriff: 20.02.2024).
13 DIGIMED Verlag. 2018. Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom - Früherkennung und Vorsorge. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.html (letzter Zugriff: 09.04.2024).
14 DIGIMED Verlag. 2018. Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom - Therapie. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gebaermutterhalskrebs/therapie.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
15 Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. 2021. Wie wird Gebärmutterhalskrebs behandelt? Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-wird-gebaermutterhalskrebs-behandelt.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).
16 DIGIMED Verlag. 2022. HPV-Impfung: effektive Prävention von HPV assoziierten Krebserkrankungen. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/hpv-impfung-gebaermutterhalskre.html (letzter Zugriff: 20.02.2024).